Geschichte der FlorSoz AG
Am 13. August 1927 erfolgte in Göttingen bei einem Treffen von Kartierern der Flora der Provinz Hannover die Gründung der “Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen”. Im Folgejahr erschien bereits der erste Band einer eigenen Zeitschrift, die “Mitteilungen”, gefolgt von vier weiteren Bänden bis 1939. 1942 löste sich die Vereinigung zwangsweise auf, um dann 1946 wieder aufzuleben; ab 1948 unter dem Namen “Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft”. Gründung und Neugründung waren vor allem das Werk von Reinhold Tüxen, der auch von Beginn an bis 1971 als Vorsitzender die Entwicklung der Vereinigung maßgeblich bestimmte.
In der Gründerzeit hatte die Vereinigung wirklich den Charakter einer Arbeitsgemeinschaft, in der in überschaubarem Mitgliederkreis auf Geländetreffen, Arbeitskursen und Tagungen mit Vorträgen und Exkursionen lebhaft diskutiert und neue Erkenntnisse gewonnen wurden. Einiges mehr zur anfänglichen Entwicklung findet sich in der Tüxen-Festschrift und dem Festband zum 50jährigen Bestehen (Mitteilungen Neue Folge 14 [1969] und 19/20 [1977]).
Nach dem 2. Weltkrieg, mit Erweiterung der Vereinigung auf ganz Deutschland und Nachbarländer, wuchs die Mitgliederzahl rasch an, auf über 900 in den 70er Jahren, über 1000 in den 80ern bis zum aktuellen Stand von rund 1050. Die seit 1950 (Stolzenau an der Weser) wieder stattfindenden Jahrestagungen wurden zu Großtreffen geobotanisch Interessierter, einerseits eine von vielen gerne benutzte Möglichkeit zur Weiterbildung, Kontaktaufnahme und -pflege, andererseits aber auch eine Massenveranstaltung. Der mehr familiäre Charakter früherer Zeiten ging etwas verloren. Die jährlich stattfindenden Tagungen wurden/werden durch ortskundige Fachleute sehr erfolgreich vorbereitet und durchgeführt.
Die manchmal zeitaufwendige Vorstandsarbeit wurde in den zurückliegenden 76 Jahren bis 2004 von nur drei Vorsitzenden, Reinhold Tüxen, Heinz Ellenberg und Hartmut Dierschke, erledigt, ein für Vereine sicher seltener Zug. Da sich die Arbeitsgemeinschaft gerade in den letzten Jahren deutlich verjüngt hat und gleichzeitig der Arbeitsaufwand im Vorstand zunahm, kam es 1998 zur Erweiterung und Verjüngung des Vorstandes. 1. Vorsitzende waren 2004 bis 2013 Angelika Schwabe-Kratochwil und danach Werner Härdtle.
Ein zweites Standbein neben den Jahrestagungen und Exkursionen ist von jeher die Mitgliederzeitschrift gewesen. Nach 5 Heften der “Mitteilungen” bis 1939 und 22 Bänden der Neuen Folge (1949 bis 1980) sind seit 1981 jährlich Bände der Tuexenia erschienen. Sie gilt inzwischen als eine der führenden deutschsprachigen geobotanischen Zeitschriften und hat mit einer Auflage von jetzt über 1000 Exemplaren einen weiten Leserkreis, teilweise auch im Ausland, wofür der internationale Zeitschriftentausch in erheblichem Umfang verantwortlich ist. Zum Gelingen der Bände haben viele unserer Mitglieder mit interessanten Arbeiten beigetragen.
Mit Band 17 wurde der Wissenschaftliche Beirat stark erweitert, der derzeit aus 44 Personen aus 13 Ländern besteht. Die Zeitschrift verfügt inzwischen über ein gut etabliertes, anonymes Begutachtungssystem für alle eingereichten Beiträge. Die Beiträge werden jeweils von zwei Gutachtern eines aus 20 Personen bestehenden Wissenschaftlichen Beirat beurteilt. Auch formal wird ein internationaler Standard mit Abstracts und Keywords angestrebt.
Die Produktion wissenschaftlicher Arbeiten verdoppelt sich zur Zeit in den Naturwissenschaften alle 10 Jahre (oder noch rascher), das heißt, in den letzten 10 Jahren wurde genauso viel publiziert wie vorher insgesamt. Heute wird die Existenzberechtigung von Druckerzeugnissen bereits zugunsten elektronischer Datenvermittlung in Frage gestellt. So muß man sich auch fragen, ob eine Zeitschrift wie Tuexenia noch sinnvoll ist. Haben hier veröffentlichte Arbeiten überhaupt noch einen bleibenden Wert, wo doch in vielen Wissenschaften vieles nach wenigen Jahren veraltet und uninteressant ist? Wir meinen: ja!
In der Geobotanik sind viele Ergebnisse keine rasch vergänglichen Zeitaspekte und wenn doch, bleiben sie als wertvolles Vergleichsmaterial von langfristiger Bedeutung. Gerade heute sind wir noch zunehmend auf gute ältere Literatur angewiesen, um die raschen Veränderungen in der Kulturlandschaft nachvollziehen zu können. Hier hat Geobotanik oft mehr mit historischen Wissenschaften als mit rein zukunftsorientierten Naturwissenschaften zu tun. Dies scheint auch ein Grund für teilweise geringe Wertschätzung, welche die Geobotanik fälschlicherweise in manchen anderen biologischen Sparten genießt.
Tuexenia wird also weiter erscheinen und soll die Vielfalt an Arbeitsrichtungen und Inhalten unserer Arbeitsgemeinschaft bzw. ihrer wissenschaftlich arbeitenden Mitglieder in möglichst großer Breite widerspiegeln. Im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Zeitschriften soll auch weiterhin eine möglichst detaillierte Dokumentation von Untersuchungsdaten (insbesondere in ausführlichen Vegetationstabellen) zu den Eigenheiten gehören. Eine gewisse Ergänzung mit stärker synthetischen Betrachtungen ergibt die “Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands”.
In einer Heftreihe erscheinen Kurzübersichten größerer Gruppen von Pflanzengesellschaften (Klassen, Ordnungen, Verbände) mit vorwiegend syntaxonomischer Ausrichtung, die in Arbeitsgruppen für ganz Deutschland zusammengestellt und mit Übersichtstabellen belegt sind. Mehr dazu unter Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands.
Die FlorSoz und ihre Zeitschrift Tuexenia
SCHWABE, A., BERGMEIER, E., HAUEPLER, H., REMY, D. & DIERSCHKE, H. (2006): Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft und ihre Zeitschrift TUEXENIA – BfN-Skripten 178: 81–84, Bonn. [PDF]
DIERSCHKE, H. & REMY, D. (2019): 90 Jahre Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft (FlorSoz). – Tuexenia 37: 9–45. [PDF]