Buchbesprechungen
Hier finden Sie aktuelle Buchbesprechungen ausgewählter Ausgaben im PDF-Form zum Download. Ältere Buchbesprechungen finden Sie in den jeweiligen Tuexenia-Bänden.
- Bültmann, H. (2023): Buchrezension: Rote Liste und Gesamtartenliste der phytoparasitischen Kleinpilze Deutschlands. – Tuexenia 43: 387–390.
- Ewald, J. (2023): Buchrezension: Fitschen – Gehölzflora: ein Buch zum Bestimmen der in Mitteleuropa wild wachsenden und angepflanzten Bäume und Sträucher. – Tuexenia 43: 391–392.
- Kurz, P. (2023): Buchrezension: Die Nachhaltigkeit und der Mittelwald: Eine interdisziplinäre vegetationskundlich-forsthistorische Analyse oder: Die pflanzensoziologisch-naturschutzfachlichen Folgen von Mythen, Macht und Diffamierungen. – Tuexenia 43: 393–394.
- Dierschke, H. (2022): Bücherschau. – Tuexenia 42: 407–420.
- Dierschke, H. (2021): Bücherschau. – Tuexenia 40: 473-487.
- Dierschke, H., Culmsee, H. & Heinken, T. (2020): Bücherschau. – Tuexenia 40: 609–623.
- Dierschke, H. & E. Bergmeier (2019): Bücherschau. – Tuexenia 39: 439–454.
- Dullau, S., 2019: Buchbesprechung zum Tuexenia-Beiheft Nr. 12 – Ein floristischer und vegetationskundlicher Querschnitt durch die Luxemburger Kulturlandschaft: Von den Felsen im Ösling über artenreiche Graslandgesellschaften hin zu ehemaligen Tagebaugebieten im Gutland. Bull. Soc. Nat. luxemb. 121: 309-311.
Bücherschau
Die Beiträge der Bücherschau werden von FlorSoz-Mitgliedern erstellt. Weitere Beiträge können bei der Redaktionsleitung eingereicht werden.
Adler, Jürgen & Kunzmann, Günther, unter Mitarbeit von Brigitte Adler, Marlies von der Grün, Christine Kraus und Gerhard Starnecker (2022): Bilder zur Flora von Nordschwaben. Ausgewählte Farn- und Blütenpflanzen der Landkreise Dillingen a. d. Donau und Donau-Ries geordnet und vorgestellt nach ihren Lebensräumen. (Hrsg. Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben e. V.) Verlag Steinmeier, Deiningen. ISBN 978-3-943599-94-7.
„Bilder zur Flora von Nordschwaben“ ergänzt ideal die „Flora von Nordschwaben“, die 2017 veröffentlicht wurde (siehe Rezension in Tuexenia 39, 2019). Es ist aber ein eigenständiges Buch, das auch unabhängig von der Nordschwaben-Flora betrachtet und gelesen werden kann. Die beiden Werke gemeinsam dokumentieren die sorgfältige Tätigkeit über mehr als drei Jahrzehnte der Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben e. V., die auch Herausgeberin der Bücher ist. Der Untertitel besagt es, das 2022 erschienene Bildwerk zeigt ausgewählte Farn- und Blütenpflanzen der Landkreise Dillingen a. d. Donau und Donau-Ries; Randbereiche benachbarter Landkreise sind eingeschlossen. In dem naturräumlich vielgestaltigen und floristisch reichen Gebiet liegt das Nördlinger Ries sowie Teile des Donaurieds, der Schwäbischen und Fränkischen Alb, des unteren Lechtals und der Keuper-Lias-Landschaften. Einleitend wird das Untersuchungsgebiet kurz und prägnant beschrieben. Die 20 lesenswerten Seiten vermitteln einen Einblick in die verschiedenen Naturräume, Klima, Geologie, Böden, Siedlungsgeschichte und Vegetation. Auf fast 300 Seiten bilden die Fotos den Hauptteil des Buches. Die Pflanzendarstellungen, zusammen mit Habitat- und Landschaftsfotos, sind in sechs Kapiteln nach Lebensräumen geordnet und mit Einführungen zu den Standortbedingungen und Nutzungsverhältnissen der Habitate versehen. Die Kapitel enthalten Fotos von 518 Arten, instruktive und schöne Bilder, darunter recht selten abgebildete Taxa wie Achillea pratensis, Taraxacum rubicundum, Scrophularia umbrosa subsp. neesii, Centunculus minimus und Elatine hexandra. Dem Rezensenten fiel nur ein Foto mit falscher Benennung auf: Seite 120 zeigt offenbar Lathyrus niger, die Schwarze Platterbse, nicht die Hecken-Wicke Vicia dumetorum. Bemerkenswert, gleichzeitig platzsparend und anschaulich, sind die kreisförmigen Einschübe in vielen Habitusfotos. Sie zeigen Einzelblüten oder Blütenstände der betreffenden Pflanze und oft auch eine Insekten- oder Spinnenart, beispielhaft für die faunistische Bedeutung der gezeigten Pflanze und ihres Lebensraums. Das Buch ist mehr als ein reiner Bildband. Den Autoren Jürgen Adler und Günther Kunzmann ist es gelungen, die Pflanzenvielfalt Nordschwabens ins Licht zu rücken und – wie es die „Gedanken einer Kartiererin“ nahelegen – Menschen zu ermuntern zu kommen, zu sehen, zu denken und zu handeln. Den Autoren und der Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben ist zu gratulieren zu dem auch verlagstechnisch rundum gelungenen Werk.
Autor: Erwin Bergmeier
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Ssymank, A., Ellwanger, G., Ersfeld, M., Ferner, J., Lehrke, St., Müller, C., Raths, U., Röhling, M. & M. Vischer-Leopold (2022): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Naturschutz und Biologische Vielfalt 172 (2.1), 795 S., BfN (Hrsg.), Bonn, Landwirtschaftsverlag. ISBN 978-3-7843-4072-2, 59,- € oder als E-Book für 49,99 €
Ssymank, A., Ellwanger, G., Ersfeld, M., Ferner, J., Idilbi, I., Lehrke, S., Müller, C., Raths, U., Röhling, M. & M. Vischer-Leopold (2022): Naturschutz und Biologische Vielfalt 172 (2.2), 898 S., BfN (Hrsg.), Bonn, Landwirtschaftsverlag. ISBN 978-3-7843-4074-6, 64,- € oder als E-Book für 58,99 €
Natürlich ist die Grundlage für die Einteilung der FFH-Lebensraumtypen die Vegetation, genau genommen sind es die Pflanzengesellschaften. Doch für eine ganzheitliche Betrachtung der Lebensräume fehlte bislang die Einbindung charakteristischer Tierarten, Moose, Flechten und Algen. Diese Lücke wurde mit dem jetzt vorliegenden Grundlagenwerk vom BfN geschlossen und deren Berücksichtigung macht seinen besonderen Wert aus. Das „BfN- Handbuch“ von 1998 (Ssymank, Hauke et al.) erfährt darin eine grundlegende Überarbeitung und Erweiterung in drei Bänden. Während Band 1 die Grundlagen liefert, ist Band 2.1 der erste der beiden speziellen Teilbände und enthält 45 Steckbriefe für die Lebensraumtypen (LRT) der Meere und Küsten (LRT 1110 bis 2330), Binnengewässer (LRT 3110 bis 3270) sowie Heiden und Gebüsche (LRT 4010 bis 5130). Der zweite Teilband 2.2 ist die Fortsetzung mit Beschreibungen der Lebensraumtypen des Grünlands (LRT *6110 bis 6520), der Moore, Sümpfe und Quellen (LRT *7110 bis 7230), der Gesteinsbiotope (LRT 8110 bis 8230), Höhlen (LRT 8310), Gletscher (LRT 8340) sowie der Wälder (LRT 9110 bis *9340). Änderungen der FFH-Richtlinie, veränderte Definitionen sowie dem Kenntniszuwachs in der Wissenschaft werden ebenso berücksichtigt wie neue bundesweite und europäische Standards der Vegetations- und Biotoptypenklassifizierung, deren Gefährdungsstatus und auch Pflanzengesellschaften der Moose, Flechten und Algen. Die charakteristischen Pflanzenarten wurden unter Einbindung der Bundesländer überarbeitet und in dominante Arten, Kennarten, Indikatorarten und stete Begleiter eingeteilt und ergänzende Angaben zum Monitoring gemacht.
Aus der Gruppe der Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Vögel, Heuschrecken und Grillen, Libellen, Schmetterlinge, Käfer, Hautflügler, Zweiflügler, Zikaden, Spinnentiere, Weichtiere sowie sonstigen Wirbeltiere wurden charakteristische Tierarten den jeweiligen Lebensraumtypen zugeordnet. Zwar erschweren Mobilität der Tiere und unterschiedliche Ansprüche in verschiedenen Entwicklungs- oder Aktivitätsphasen sowie die Bindung an Strukturen eine eindeutige Zuordnung, dennoch in das Vorkommen der meisten Tierarten auch an bestimmte Vegetationstypen oder Lebensraumtypen mit spezifischen Mikrohabitaten gebunden. Die zugeordneten Tierarten haben zumindest zeitweise einen Schwerpunkt ihres Vorkommens in den jeweiligen Lebensraumtypen. Dass die Angaben charakteristischer Tierarten der Lebensraumtypen für die jeweiligen Bundesländer unterschiedlich passend und bezeichnend sind, liegt u. a. an den aktuellen Verbreitungsgrenzen und an der Seltenheit spezifischer Arten. Eine Beurteilung der Wertigkeit der aufgelisteten Tierarten bleibt den einschlägigen Experten vorbehalten und es wird hier – wie auch bei den Pflanzenarten – eine Anpassung der Länder notwendig sein. Sicher ist, dass die Tierarten insbesondere in Grenzfällen eine LRT-Zuordnung erleichtern.
Dieser erste Aufschlag ermöglicht zudem erstmalig eine zoologische Bewertung einer guten Ausstattung von Lebensraumtypen, denn Tierarten können wichtige Qualitätsindikatoren für Strukturen und Funktionen sein. Darüber hinaus werden wichtige Grundlagen für die in Hinblick auf die Europäische Biodiversitätsstrategie zurzeit anlaufende Umsetzungsplanung für günstige Erhaltungsziele geliefert. Denn für die Bewertung des Umsetzungserfolges von Maßnahmen sind neben der Vegetation Tierarten wichtige Indikatoren.
Die Steckbriefe sind einheitlich aufgebaut mit einem Foto des LRT sowie Eckdaten und Eigenschaften in Symbolen und Zahlen wie Gesamtfläche, Meldeanteil, Gefährdungsgrad, Regenerierbarkeit, N-Sensibilität, Wasser- und Pflegeabhängigkeit, Klimasensitivität und Beeinträchtigung durch invasive Arten. Neben einer Verbreitungskarte werden in einem Textteil u. a. Angaben zu Standort, Subtypen, charakteristischen Pflanzen- und Tierarten, Kartierhinweisen, Erhaltungszustand gemacht und durch tabellarische Angaben zu Biotoptypen, Pflanzengesellschaften und Gefährdungen ergänzt. Durch ein praktisches Einlegeblatt wird die Lektüre vereinfacht und die vielen Fotos verleiten zum Blättern.
Insgesamt bietet das neue Handbuch eine Fülle an naturschutzrelevanten Informationen und kann Praktikerinnen und Praktikern in den Planungsbüros, in der Verwaltung, bei den Verbänden und an den Universitäten nur wärmstens empfohlen werden.
Autorin: Silke Lütt
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