Exkursionen
Die Exkursionen finden bis auf eine Ausnahme (Exkursion 4) im subalpinen und alpinen Gelände statt. Sie erfordern daher neben guter Exkursionsausrüstung (gutes Schuhwerk mit entsprechendem Profil, warme und wetterfeste Kleidung inkl. Mütze und Handschuhe, Regenschutz, Sonnencreme mit erhöhtem Lichtschutzfaktor, Sonnenhut) auch eine gewisse Grundkondition. Der Weg verläuft zum größten Teil allerdings nicht durch schwieriges und exponiertes Gelände (siehe auch Wegbeschreibung bei den einzelnen Exkursionen).
Die detaillierten Anforderungsprofile und Wegbeschreibungen finden Sie nachfolgend bei den jeweiligen Beschreibungen der Exkursionen.
Die Anmeldung zu den einzelnen Exkursionen erfolgt zu Beginn der Tagung (Freitag, 04. Juli 2025) im Tagungsbüro. Die Plätze werden nach Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
Exkursion 1 – Dolomiten: Seiser Alm – Plattkofelhütte
Themen: Subalpine Almlandschaft; Vegetation und Flora von subalpinen Mooren; Vegetation und Flora alpiner Kalkrasen, -schuttflächen und -felsen der östlichen Südalpen; Endemismus.
1. Ziel: Seiser Alm – im Spannungsfeld zwischen Natur- und Kulturerbe und dem Marketing
Die Seiser Alm ist bekannt als größte zusammenhängende Hochalm Europas und umfasstknapp 60 km². Ihre Nutzung reicht weit zurück und bereits im 16. Jahrhundert galt sie laut Chroniken als weitum größte und schönste Alm. Mit 400 Heustädeln und 100 Schwaigen sowie vielen Hundert Zentnern an produziertem Schmalz und Käse war sie bereits sehr wirtschaftlich. Ende Juli fanden sich immerhin rund 4000 Personen ein, um die großen Mengen des hochwertigen und sehr geschätzten Heus einzubringen. Heute präsentiert sich das Gebiet zwar immer noch als klassisches Almgebiet, es sind aber viele neue Nutzungen hinzugekommen, wie Sommer- und Wintertourismus samt der dazu erforderlichen Infrastruktur. Außerdem hat die Intensivierung der Landwirtschaft auch vor der Seiser Alm nicht Halt gemacht. Wie in kaum einem anderen Berggebiet Südtirols befinden wir uns hier in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen den Erfordernissen von Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus und Freizeitaktivitäten.
Die Vegetation der Hochalmfläche setzt sich zusammen aus offenen Weiden, extensiv bis intensiv bewirtschafteten Mähwiesen, ausgedehnten Moorflächen und (beweideten) Waldflächen. Im Exkursionsgebiet treffen wir auf offenen Zirbenwald (Pinus cembra), dessen Holz u. a. Grundlage für die weltbekannte Grödner Schnitzkunst ist. Typische extensive, trockene bis feuchte Bergmähder auf buckeligem Gelände sind Standort von Arten wie Trollius europaeus, Persicaria bistorta, Knautia longifolia, Arnica montana, Crepis aurea, Dianthus superbus subsp. alpestris, Pulsatilla alpina subsp. apiifolia, Phleum rhaeticum. Auffallend ist hier die enge Verzahnung von Arten des Polygono-Trisetion, Seslerion caerulae, Caricion davallianae und Caricion ferrugineae.
Rund ein Viertel der Seiser Alm steht unter Naturschutz (Natura 2000-Gebiet Schlern-Rosengarten), der Rest ist Landschaftsschutzgebiet. Auf unserem Weg von der Williamshütte zur Plattkofelhütte durchqueren wir einen kleinen – den südöstlichsten – Teil der Alm. Bei der Plattkofelhütte eröffnet sich uns schließlich ein Panorama über die gesamte Seiser Alm.
2. Ziel: subalpine Moore – Refugium biogeografisch bemerkenswerter Arten
Die Moore auf der Seiser Alm sind von besonders hohem ökologischen Wert, da sie bis zum heutigen Tag Standort im Alpenraum seltener Glazialrelikte sind. So beherbergt das ausgedehnte Moor am Zallinger zu Beginn unserer Exkursionsroute gleich eine Reihe solcher Arten, so die arktisch-alpinen Florenelemente Carex capitata (einziges sicheres Vorkommen in den Alpen und in Italien), C. microglochin und Paludella squarrosa sowie die borealen Carex heleonastes und Thalictrum alpinum. Eine Reihe weiterer Moore auf unserer Route – vornehmlich Kalk-Quellmoore (Caricion davallianae) – sind assoziiert mit Grünerlengebüsch (Alnetum viridis) und Weidengebüsch aus typischen alpischen Florenelementen wie Salix foetida, S. glabra, S. mielichhoferi und S. waldsteiniana.
3. Ziel: Dolomit(en)flora – südostalpische Florenelementea
Der letzte Teil der Exkursionsroute verläuft oberhalb der aktuellen Waldgrenze durchZwergstrauchheiden und alpine Rasen. An der Westseite des Plattkofels befinden wir uns geologisch im Kontaktbereich von vulkanischen Schichten (Breccien, Pillolaven, Tuffe), von Sandstein (Wengen-Formation) und Schlerndolomit. Entsprechend reichhaltig ist auch die Flora dieser Rasen, die im Wesentlichen dem Seslerion caeruleae und dem Elynion zuzuordnen sind und neben typischen basiphilen auch substratindifferente Arten wie Armeria alpina oder Arten intermediärer Substrate wie Gentiana prostrata und Lomatogonium carinthiacum, aber auch kalkmeidende Arten wie die ostalpische Primula minima und die arktisch-alpinen Festuca vivipara und Rhodiola rosea (an Störstellen) beherbergen.
Der Plattkofel selbst besteht aus Schlerndolomit, das bedeutet, dass wir uns nordöstlichoberhalb der Plattkofelhütte am Beginn des Aufstieges zum eindrucksvollen W-Hang (fossiler Korallenriffschutt-Hang!) ausschließlich im Dolomit bewegen. Die Schutthalden (Thlaspion rotundifolii, Caricion firmae) und Dolomitfelsen (Androsaco-Drabion tomentosae) sind Standort einer Reihe von südostalpischen Florenelementen: Achillea oxyloba, Gentiana terglouensis, Hornungia alpina subsp. austroalpina, Paederota bonarota, Phyteuma sieberi, Saxifraga squarrosa, Sesleria sphaerocephala oder der endemischen Rhizobotrya alpina, die nur in einem kleinen Teil der Dolomiten im Grenzgebiet der Provinzen Bozen, Trient und Belluno vorkommt.
Wegstrecke: ca. 4 km (Williamshütte – Murmeltierhütte – Plattkofelhütte – Fuß Plattkofel). Beschaffenheit des Weges: bis zur Plattkofelhütte Touristensteig, wenig anspruchsvoll, unterer Hangbereich des Plattkofels geländetechnisch etwas anspruchsvoller.
Höhenunterschied: 400 m
Exkursionsleitung: Mag. Dr. Thomas Wilhalm
Exkursion 2 – Subalpine und alpine Vegetation am Fuße des Latemars (Eggentaler Almen, westliche Dolomiten)
Themen: Geologische Besonderheiten am Latemar und ihre Wirkung auf die Vegetation; subalpine und alpine Vegetationstypen auf unterschiedlichem Substrat; Problematik Schigebiet Obereggen-Pampeago-Predazzo und UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten.
1. Ziel: Überblick über die westlichsten Dolomitenberge und ihre Geologie; Vegetationstypen an der Waldgrenze
Die geologische Besonderheit des Latemars besteht darin, dass hier – im Vergleich zu den übrigen westlichen Dolomiten – nicht-dolomitisierter Latemarkalk vorliegt, der immer wieder von vulkanischen Gängen durchzogen ist. Diese Heterogenität bewirkt, dass Kalk- und Silikatvertreter in einem kleinräumigen Muster nebeneinander auftreten. Die Auflassung der traditionellen Beweidung in mehreren Flächen führte außerdem zu markanten Veränderungen der Pflanzengesellschaften: Borstgrasrasen (Sieversio-Nardetum strictae) entwickelten sich zu Buntschwingelrasen (Festucetum variae seslerietosum). Daneben kommen vor allem Blaugras-Horstseggenrasen (Seslerio-Caricetum sempervirentis) und weitere Schwingelrasen (Festuca norica, F. nigricans) vor.
2. Ziel: Pflanzengesellschaften der alpinen Rasen, Felsspalten, Schuttflächen
Entlang der Exkursionsroute kann immer wieder die Entstehung eines Polsterseggenrasens (Caricetum firmae) und die Sukzession zu einem Blaugras-Horstseggenrasen (Seslerio-Caricetum sempervirentis) oder einem Violettschwingelrasen (Campanulo-Festucetum noricae) beobachtet werden. Auf Grund der Felssturztätigkeit am Latemar finden wir große, alte Felsblöcke entlang der Route, welche sowohl die typische südalpine Dolomiten-Fingerkraut-Gesellschaft als auch die höchststeigenden Kalk-Felsspaltenarten aufweisen. Je nach geologischem Substrat und Körnigkeit lassen sich zudem verschiedene Schuttgesellschaften (Thlaspieto-Papaveretum rhaetici, Leontidetum montani) unterscheiden, wobei auch die seltenen weißen Hahnenfußarten Ranunculus seguieri und R. parnassifolius vorkommen.
3. Ziel: Schigebiet – Weltnaturerbe Dolomiten
Seit den 1970er Jahren existiert das Schigebiet Obereggen-Pampeago-Predazzo, das sich über die gesamten Eggentaler Almen hinweg erstreckt. Im Juni 2009 wurden neun Teilgebiete der Dolomiten zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt, unter anderem auch das Gebiet Schlern-Rosengarten-Latemar (https://www.dolomitiunesco.it/de/). Zukunftsträchtige Entwicklung oder Problem?
Wegstrecke: ca. 3,5 km. Startpunkt der Exkursion ist die Bergstation des Sesselliftes Oberholz (2080 m NN), der Weg verläuft auf einer Höhe zwischen 2080 m und ca. 2250 m NN. Es handelt sich um alpines Gelände mit mehreren, eher kurzen Anstiegen. Abstecher in die steilere Umgebung des Wanderweges sind vorgesehen, da die Route stark frequentiert ist. Gute Bergwanderschuhe und warme Kleidung inkl. Mütze, Handschuhe, Anorak, Regenschutz werden unbedingt empfohlen. Die Rückkehr zum Sessellift Oberholz erfolgt entweder auf demselben Weg (also wieder ca. 3,5 km retour) oder über einen Abstieg zur bewirtschafteten Maierl Alm (2043 m NN) und dann auf einem ± ebenen Alternativweg zur Bergstation des Sessellifts zurück.
Exkursionsleiterin: Univ.-Prof. i.R. Dr. Brigitta Erschbamer
Exkursion 3 – Pfunderer Berge: Brixner Hütte
Themen: historisches Almdorf; subalpine und alpine Vegetation und Flora über Kalkschiefer; ostalpische Florenelemente.
1. Ziel: Fane-Alm, mittelalterliches Almdorf
Die Fane-Alm (1750 m) im Gemeindegebiet von Mühlbach ist Ausgangspunkt unserer Exkursion zur Brixner Hütte. Sie ist eines der wenigen Almdörfer Südtirols. Das umgebende alpine Steilgelände lässt nur bedingt eine Beweidung durch Rinder zu, daher wurde über Jahrhunderte auch bis knapp 2500 m Meereshöhe gemäht. Während der Almsaison lebten die Bauern aus Vals, d.h. dem Valler Tal, auf der Alm. Heute ist die Mahd auf leichter zugängliche Bereiche beschränkt, teilweise – wie andernorts in den Südtiroler Bergen – durch Intensivierung überprägt. Die randlichen Bereiche und vor allem die ehemaligen Bergmähder entwickeln aber eine große Artenfülle, bedingt auch durch das Substrat (Bündnerschiefer).
2. Ziel: Flora und Vegetation subalpiner Rasen und Felsen über Kalkschiefer, ostalpische Florenelemente
Auf dem Weg zur Brixner Hütte treten wir ein in die typische schroffe Bergwelt der Pfunderer Berge, dem südwestlichsten Teil der Zillertaler Alpen. Geländemorphologisch fallen sofort die steilen, bis in die Gipfelregionen der Dreitausender reichenden, von sattgrünen alpinen Rasen bedeckten Hänge ins Auge. Dazwischen immer wieder anstehender Fels. Wir treten auch ein in ein geologisches Fenster, nämlich in das Tauernfenster, das uns Einblick in das Penninikum gibt. Von dieser tektonischen Decke der Alpen hat Südtirol nur einen kleinen (sichtbaren) Anteil, während die restliche Landesfläche von den Decken des Süd(ost)alpin und des Ostalpin bestimmt sind. In diesem Teil des Tauernfensters herrschen Kalkschiefer (Bündnerschiefer) vor. Das intermediäre Gestein ist verantwortlich für eine überaus artenreiche alpine Flora.
Bereits in der Klamm nördlich der Fane-Alm („Schram“) tritt uns die reichhaltige Flora des anstehenden Kalkschiefers entgegen: u. a. Draba dubia, D. fladnizensis, Festuca alpina, F. pulchella subsp. pulchella, Heliosperma pusillum subsp. pusillum, Hieracium scorzonerioides, Ranunculus alpestris, Saxifraga mutata, Woodsia pulchella und die ostalpischen Florenelemente Doronicum glaciale und Festuca norica.
Weiter gegen die Brixner Hütte treffen wir auf Rasen des Caricion ferrugineae mit Festuca nigricans (lokal auch die ostalpische F. picturata), Astragalus frigidus, Callianthemum coriandrifolium, Pedicularis foliosa und des Seslerion caeruleae mit Festuca pumila, Androsace chamaejasme, Leontopodium alpinum, Nigritella rhellicani, Oxytropis campestris und dem Südalpen-Endemiten Galium baldense. An den schattig-feuchten Hängen bilden sich Gesellschaften des Arabidion caeruleae mit Potentilla brauneana, Ranunculus alpestris, Saxifraga androsacea und des Drabion hoppeanae mit Draba hoppeana und Sesleria (Psilathera) ovata aus.
3. Ziel: Flora alpiner Kalkschiefer-Schuttfluren
Wer Kondition genug hat, kann sich von der restlichen Gruppe absetzen und in Begleitung einer ortsvertrauten Person über die Brixner Hütte hinaus in Richtung Sandjoch wandern. Es eröffnet sich ein breiter Kessel, der das Valler Tal nach Norden hin abschließt. Das Gelände wird von kleinen Fließgewässern und Mooren im Talbodenbereich bestimmt, an den Hängen von ausgedehnten alpinen Kalkrasen und Schuttfluren. Das vorherrschende Substrat ist Kalkschiefer (Bündnerschiefer). Das Sandjoch, das das Pustertal (Haupttal) im Süden mit dem Pfitscher Tal und dem Brennergebiet im Norden verbindet, war bereits im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ziel für Alpenbotaniker. Grund ist eine Reihe von biogeogeografisch bemerkenswerten Pflanzenarten, die hier auf engem Raum anzutreffen sind. Dazu zählen alpide Elemente wie die seltene Herniaria alpina und Carex curvula subsp. rosae, alpische Elemente wie Androsace alpina, Ostalpenelemente wie Comastoma nanum und Saxifraga rudolphiana, sowie der Stenoendemit Braya alpina, der im Wesentlichen nur vom Brennergebiet bekannt ist.
Wegstrecke: 3,5 km bis zur Brixner Hütte km, evtl. 1,5 km weiter bis zum Fuß des Sandjochs (siehe 3. Ziel). Bis zur Hütte breiter Wanderweg ohne Schwierigkeiten. Ab der Hütte guter Steig durch ebenes bis mäßig steiles, erst am Ende steiles Gelände.
Höhenunterschied: ca. 500 m bis zur Brixner Hütte (1750-2280 m) bzw. 750 m bis zum 3. Ziel (1750-2500).
Exkursionsleiter: Mag. Dr. Konrad Pagitz
Exkursion 4 – Castelfeder und Naturpark Trudener Horn
Themen: Traditionelle Landnutzungen; Weidelandschaft; submediterraner Laubmischwald; kolline Trockenrasen; Bergmischwälder und Forstbestände der montanen Stufe; Nieder- bzw. Zwischenmoor der montanen Stufe.
1. Ziel: Castelfeder
Der Vormittag des Exkursionstages ist der kollinen Höhenstufe mit einem submediterranen Klimaeinfluss gewidmet. Das Naturschutzgebiet „Biotop Castelfeder“, auch das „Arkadien Tirols“ genannt, welches als Porphyrblock inselartig im Etschtal liegt, repräsentiert eine traditionelle Weidelandschaft, die durch eine hohe Arten- und Strukturvielfalt gekennzeichnet ist. Insbesondere das kleinflächige Mosaik von Resten des submediterranen Laubmischwaldes mit Flaumeiche (Quercus pubescens), Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) und Manna-Esche (Fraxinus excelsior), kleineren Baumgruppen, beeindruckenden Einzelbäumen (geschneitelte Eichen), Weideflächen in verschiedenen Expositionen, offenen Felsstandorten und wassergefüllten Senken bietet sehr zahlreiche Nischen für Pflanzen- und Tierarten. Hinzu kommt die extensive Beweidung mit Rindern, Schafen und Ziegen, die neben der strukturellen auch eine dynamische Vielfalt schafft. Die Weiden werden als Allmende genutzt und von der Landwirtschaftsschule Auer bewirtschaftet.
Das Naturschutzgebiet Castelfeder („Biotop“ und Natura 2000-Gebiet) steht aufgrund der großen Habitatvielfalt und diversen Flora seit Jahrzehnten im Fokus von botanischen Erhebungen bzw. Studien. Über 650 Gefäßpflanzenarten sind in diesem rund 10 km² großen Schutzgebiet bislang dokumentiert. Neben den bereits genannten Baumarten des submediterranen Laubmischwaldes (Quercetum pubescentis, Orneto-Ostryetum) treten typische Begleiter wie Acer campestre, Cornus mas, Cotinus coggygria und Prunus spinosa auf. Im Randbereich des Naturschutzgebietes finden sich die im Etschtal häufig auftretende Robinie und der Götterbaum, die für die nährstoffarmen und artenreichen Trockenrasen eine Gefährdung darstellen. Stete bzw. typische Arten der Weide-Trockenrasen auf Castelfeder sind Festuca valesiaca, Koeleria macrantha, Poa molinerii, Teuchrium chamaedrys, Fumana procumbens, Pulsatilla montana, Thymus praecox. Im Frühjahr beeindruckt das Blütenmeer aus Potentilla pusilla, Pulsatilla montana, Ornithogalum kochii und den Orchideen Anacamptios morio und Neotinea tridentata. Hinzu kommen die Weidezeiger dieser Hutelandschaft wie beispielsweise Aira caryophyllea, Ononis spinosa und Poa bulbosa. Der anstehende Porphyr ist von Felsrasen überzogen, die Arten wie Bombycilaena erecta, Filago minima und F. lutescens beherbergen. In den mit Wasser gefüllten Senken finden sich Schilfbestände mit Phragmites australis und Typha latifolia in Begleitung von Großseggen (z. B. Carex acutiformis), Lysimachia vulgaris und Lythrum salicaria, in temporär feuchten Senken treffen wir auf Zwergbinsen-Fluren mit Cyperus fuscus, C. flavescens und Juncus capitatus. Castelfeder gilt als floristischer Hotspot mit Arten, die nirgends sonst so tief in die Zentralalpen eindringen: Aira elegantissima, Ajuga chamaepitys, Blackstonia acuminata, Carthamus lanatus, Lythrum hyssopifolia, Montia arvensis, Stachys germanica u. a.
Wegstrecke: ca. 2 km; Beschaffenheit des Geländes: überwiegend Pfade in abwechslungsreichem Gelände, nirgends schwierig oder exponiert, auf kurzen Strecken etwas steil (bei Regen rutschig), sonst leicht auf und ab bis flach. Höhenunterschied < 100 m
2. Ziel: Naturpark Trudener Horn
Am Nachmittag geht es in die montane Bergstufe. An der Grenze der beiden norditalienischen Provinzen Bozen und Trient wird entlang der Wegstrecke nahe der Gemeinde Altrei die Vielfalt der Vegetation und Landnutzung in der montanen Höhenlage des Naturparks Trudener Horns (bis max. ca. 1800 m ü. NN) vorgestellt. Das Exkursionsgebiet ist gekennzeichnet durch naturnahe, moosreiche Nadelmischwälder aus vornehmlich Fichte, Tanne und Buche (Vaccinio-Piceion), naturferne Aufforstungen (v.a. aus Fichte), Lärchenwiesen und -weiden, Almwiesen und ein Nieder- bzw. Zwischenmoor. Zudem finden sich entlang der Exkursionsroute Waldflächen, die vom Orkan „Vaia“ im Oktober 2018 stark geschädigt wurden. In den z. T. dichten Nadelmischwäldern finden sich aufgrund der Beschattung des Waldbodens moosreiche Flächen und in den lichteren Bereichen Zwergsträucher mit Vaccinium myrtillus und Vaccinium vitis-idaea. Flächendeckendes Vorkommen von Adlerfarn und das Auftreten des Wacholders weisen auf historische (Wald-)Weideflächen hin.
In vielen Waldbereichen ist die Lärche beigemischt, zum einen forstlich als Mischbaumart in den Bergwäldern gefördert und zum anderen bestandsbildend auf den traditionellen Lärchenwiesen und -weiden. In diesem Agroforstsystem findet sich ein Mosaik aus von Waldarten beherrschten Flächen und Grünlandbereichen. Die alten Lärchenbäume sind vielfach von zahlreichen Flechten bewachsen.
Auf dem Weg zur Krabesalm (1540 m ü. NN) wird das „Lange Moos“ besucht, ein Nieder- bzw. Zwischenmoor in der montanen Stufe. Im nördlichen Bereich finden sich Schilf- und Großseggenbestände und z. T. offene Wasserflächen, im Randbereich Erlen und Weiden. Im südlichen Bereich deutet der Bulten-Schlenken-Komplex mit Lycopodiella inundata, Eriophorum vaginatum, Carex lasiocarpa, C. limosa und C. pauciflora auf den Charakter eines Zwischenmoores mit einer Entwicklung zum Hochmoor hin. Auffallend ist die Häufung von Vaccinium-Arten: V. microcarpum (Kleinfrüchtige Moosbeere), V. uliginosum (Rauschbeere), V. myrtillus (Heidelbeere) und V. vitis-idaea (Preiselbeere). Die nährstoffarmen Bereiche des Zwischenmoores sind durch das Vorkommen der fleischfressenden Pflanzen des Sonnentaus (Drosera intermedia, D. rotundifolia) und Fettkrauts (Pinguicula vulgaris) gekennzeichnet.
Auf der Krabesalm bietet sich die Möglichkeit, die lokale Besonderheit des Lupinen-Kaffees zu verköstigen. Die „Voltruier Lupine“ („Voltrui“ für den im lokalen Dialekt so bezeichneten Ortsnamen Altrei), der „Altreier Kaffee“, wird in Altrei seit über 100 Jahren angebaut. Der Altreier Kaffee ist eine Mischung aus Lupine (Lupinus pilosus Murr.) mit Gerste, Weizen oder Feigen.
Wegstrecke: ca. 2,5 km; überwiegend breite Forstwege mit streckenweise leichten Anstiegen. Höhenunterschied ca. 300 m zwischen 1200 und 1500 m ü. NN
Exkursionsleitung: Prof. Dr. Stefan Zerbe
Nachexkursion – Ötztaler Alpen: Schnals – Naturns
Themen: Alpine Kulturlandschaft; Flora und Vegetation inneralpiner Trockentäler; subalpine Trockenrasen; Lärchenweidewälder.
1. Ziel: strukturreiche, artenreiche Kulturlandschaft in einem inneralpinen Trockental
Auf der Wanderroute sind wir nahezu durchgehend in einer uralten alpinen Kulturlandschaft unterwegs, die nachweislich bis in prähistorische Zeiten zurückgeht (Ötzi kam auf seinem Weg zum Tisenjoch, wo er gefunden wurde, aus Schnals). Die mittelalterlichen Berghöfe zeigen sich in sehr unterschiedlichen Ausprägungen: Manche liegen geländemorphologisch in Gunstlagen und können daher eine Landwirtschaft (Futterbau) ausüben, die jenen von Talhöfen kaum nachsteht. Auf der anderen Seite gibt es Höfe in steiler und so ungünstiger Lage, dass sie am Existenzminimum wirtschaften müssen. Das spiegelt sich auch in der Landschaft wider: Im ersten Fall finden wir größeres und ausgeräumtes Intensiv-Grünland mit modernen Hofstellen, im zweiten ein Mosaik aus kleinflächigen steilen Fettwiesen und skelettreichen Magerweiden, durchzogen von alten Trockenmauern und Hecken, aus Baumgruppen und undurchdringlichem Gebüsch, aus Felsen- und Trockenrasen mit Hofstellen aus sehr alter Bausubstanz. Die Vegetation dieser strukturreichen Kulturlandschaft umfasst neben den Mähwiesen (Arrhenatherion bzw. Trisetion) im Wesentlichen Mager- und Trockenrasen (Brometalia erecti, Festucetalia valesiacae) inkl. Felsfluren mit Juniperus sabina, ruderale Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion repentis), trockenwarme Gebüsche (Berberidion) und Krautsäume (Geranion sanguinei). Die Flora setzt sich vornehmlich aus Arten trockenwarmer Standorte zusammen. Typische Vertreter dieser Berg-Kulturlandschaft des Vinschgaus sind u.a. Rosa agrestis, R. corymbifera, R. montana, Festuca valesiaca, Melica transsilvanica, Arabis nova, Geranium divaricatum, Thalictrum foetidum, Trifolium alpestre.
2. Ziel: Inneralpine Trockenvegetation (der montanen und subalpinen Stufe)
Die inneralpinen Trockenrasen sind weithin bekannt und interpretiert als das Ergebnis des Zusammenspiels von besonderen standörtlich-klimatischen Gegebenheiten einiger Täler der Innenalpen und einer Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang währenden Bewirtschaftung (Brandrodung, Schwendbau, Beweidung). Unter den klimatischen Bedingungen, wie einem geringen Jahresniederschlag (500 mm und weniger), großen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen (subkontinental), einer hoher Anzahl an Sonnenstunden (300 Sonnentage im Jahr) und starker Sonneneinstrahlung besonders an südexponierten Hängen, konnten sich so die ursprünglich lokal begrenzten primären Trockenrasen der Felskanzeln und ähnlich flachgründigen Standorten zu großflächigen sekundären Trockenrasen entwickeln. Die Trockenvegetation (neben Trockenrasen auch Gebüschformationen und Felsrasen) beherbergt eine Reihe von biogeographisch bemerkenswerten Florenelementen, allen voran pontisch-pannonischen und submediterranen Arten. Neueste genetische Studien zeigen, dass einige dieser Arten mit Hauptverbreitung in den Steppen Russlands bereits vor über einer Million Jahren in die Alpen eingewandert und mittlerweile als eigenständige Taxa zu betrachten sind.
Während dieTrockenrasen der submontanen Stufe der Haupttäler gut beschrieben und dokumentiert sind, ist über jene der montanen und vor allem subalpinen Stufe wenig bekannt. Letztere stechen vor allem durch ihre Artenvielfalt hervor, weil sich hier typische Trockenrasenelemente mit alpinen Arten treffen. Auf unserer Exkursionsroute begegnen wir dieser Trockenvegetation in unterschiedlicher Ausprägung – teils als Relikt ehemaliger intensiver Beweidung, teils von primärem Charakter auf flachgründigen Stellen. Typische Vertreter dieser subalpinen Trockenrasenflora, die uns begleiten werden: Anthyllis vulneraria subsp. carpatica, Bellardiochloa variegata, Campanula spicata, Carduus defloratus subsp. tridentinus, Dianthus sylvestris, Erysimum rhaeticum, F. bauzanina subsp. rhaetica, F. valesiaca, F. rupicola, Phleum phleoides, Plantago strictissima, Pulsatilla montana.
3. Ziel: subalpiner Lärchenweidewald
Ein Teil der Exkursionsroute verläuft durch hochmontanen-subalpinen Lärchenwald. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einen sekundären Waldtyp, der infolge selektiven Aushubs von Fichte und Zirbe entstanden ist. Dieser besondere Wirtschaftswald ist seit Jahrhunderten prägend für den Vinschgau und besonders für das Schnalstal, wo er bei weitem den dominanten Waldtyp darstellt. Der Wald vereint mehrere Nutzungen: Die Lärche liefert wetter- und wasserfestes Holz für den Bau von Wasserkanälen („Waale“) und die Errichtung von Höfen und Ställen sowie für die Anfertigung von ortstypischen Schindeldächern. Der grasige Unterwuchs der Lärchenbestände liefert dagegen Futter für das Weidevieh. Schließlich dient der Lärchenwald auch als Schutzwald. Lärchenweidewälder sind ein typisches inneralpines Landschaftselement, das der Vinschgau u.a. mit dem Schweizerischen Engadin teilt.
Je nach Exposition, Hangneigung und Wasserverfügbarkeit zeigt sich der Lärchenweidewald in unterschiedlicher Ausprägung. Entsprechend wird der Unterwuchs überwiegend von Arten mesischer oder von Arten trockener Standorte gebildet. Häufig sind auch Mosaike aus Weidewald und Trockenrasen. Typische Begleiter im Bereich der Lärchenweidewälder sind die westalpische, nur ganz lokal auftretende Lychnis flos-jovis, ferner Pulmonaria australis und an Lägerstellen Cynoglossum officinale und Hackelia deflexa. In felsigen Bereichen ist die ebenfalls westalpische Minuartia laricifolia anzutreffen. Typischer Verbrachungszeiger an trockenen Standorten ist Brachypodium rupestre.
Wegstrecke: ca. 7 km. Die Wanderroute verläuft an Steilhängen über einen markierten Wanderweg. Der Steig ist teils steil, das Gelände stark strukturiert. Nur für trainierte Wanderer, zumal auch streckenweise sehr sonnenexponiert (trockenheiße Bedingungen im Juli!).
Höhenunterschied: ca. 700 m (1250-1950 m)
Exkursionsleitung: Mag. Dr. Thomas Wilhalm